10/29/2007

Pikante Geheimnisse und literarische Kleinode

Manche Geheimnisse sind dazu verdammt, nie ans Licht zu kommen - zu ungeheuerlich sind sie, um jemals in Worte gefasst zu werden und die Reaktion des Gegenübers zu beobachten. Eine sehr schöne Lösung dafür bietet die enorm erfolgreiche Website http://postsecret.blogspot.com - in Zeiten der multimedialen Selbstenblößung werden hier zwar erstaunliche Geheimnisse preisgegeben - allerdings anonym und mithilfe des vergleichsweise altmodischen Mediums Postkarte, wobei diese selbstgebastelt sein sollte. Der Betreiber der Website scannt sie ein und stellt sie online. Jeden Sonntag neu, leider ohne Archiv. Zum Glück gibt's die gesammelten Werke auch als Buch. Achtung: Suchtgefahr! Viele der Texte gehen unter die Haut und so bald nicht mehr raus...

10/10/2007

Eva Hermann bei Kerner: Hexenjagd sticht Qualitätsjournalismus

Diesmal ein medienpolitisches Thema: Gestern war die ehemalige Moderatorin und nunmehrige Autorin von umstrittenen Sachbüchern zum Thema Geschlechterrollen, Eva Herman, in der Talkshow von Johannes Kerner im ZDF geladen. Daneben hockten ein (pseudo-) dümmlicher Mario Barth (angeblich ein Comedy-Star), eine daueraugenverdrehende Margarete Schreinemakers und eine blasierte Senta Berger, die von Hermans Bücher keine Ahnung hatte. Das war die Jury - als Richter und Staatsanwalt zugleich fungierte Johannes Kerner, dessen tendenziöse, manipulative und unseriöse Gesprächsführung ihresgleichen sucht. Immer und immer wieder drängte er sie zu einer Entschuldigung über Aussagen, die sie zum Dritten Reich gemacht hat, nach denen familiäre Werte von den Nazis pervertiert wurden (was vermutlich so unrichtig nicht ist). Dafür wurde Herman, die sich nachweislich gegen rechts engagiert, von allen in die rechte Ecke gerückt. Jedes Wort wurde gegen sie ausgelegt. Das ist ein erstaunliches Armustzeugnis eines Journalisten, der perfiderweise immer wieder betonte, er wolle Herman fair behandeln, sie aber nie ausreden ließ, dauernd die gleiche Frage stellte und Herman letztlich des Studios verwies. Ein Super-GAU der Medienpolitik, mit der sich Kerner klar selbst disqualifiziert und als Moderator untragbar geworden ist.